Als Matthias Löcher wurde ich 1960 geboren. Ein guter Jahrgang!

Die ersten Jahrzehnte meines Daseins verliefen eher unspektakulär. Das änderte sich erst, nachdem ich die Drehorgel als “mein” Instrument entdeckt hatte. Das war eigentlich schon Anfang der 1980er Jahre. Aber da waren leider andere Investitionen wichtiger.

Erst rund zehn Jahre später konnte ich endlich eine gebrauchte, moderne Drehorgel erwerben. Obgleich mich mein näheres soziales Umfeld für komplett übergeschnappt hielt, ging ich meinen Weg auf dem Pfad der Kurbelkultur voran.  

Der Autor an der 31er Orgel

Drei Jahre nach dem ersten Instrument begegnete mir meine “große Liebe”: die 20er Raffin-Konzert-drehorgel mit fünf Registern. Sie ließ mich nicht mehr los. Eine harte Zeit der Entbehrung schloss sich an [;-)], bis ich mir die Anschaffung gönnen konnte.

 

 

Sommer 1995: die Bestellung im Hause Raffin in Überlingen verlief etwas kompliziert. Nein, eine Orgel “von der Stange” mochte ich nicht. Barocke Schnörkel wollen nicht zur Wein- und Bodenstands-Kultur in der Pfalz passen. Seniorchef Josef Raffin schickte mich unverrichteter Dinge nach Hause. Er erspürte meine Intention. Eine “Dürkheimer Orgel” musste es werden. Und er sagte zum Abschied: “Mir machet Dir Dei Örgele so wie du ‘s magsch!” -  Aber was wollte ich? 

Orgelbaumeister Josef Raffin

Die nächsten Abende und Wochenenden standen im Zeichen der Planung: Was soll wo auf das Gehäuse gemalt werden? Und dann soll das Ganze ja noch einen Sinn ergeben, ein ikonografisches Programm darstellen, ein bisschen auch MICH und meine Liebe zur Heimat spiegeln.  

 

In den Händen der Allgäuer Kunstmalerin Hanni Steckeler wurde dann das Orgelgehäuse zum Gesamtkunstwerk. Neben dekorativen Reben und Weindekors, Kastanien- und Feigenbuketts, kopierte und interpretierte sie zwei Gemälde des Dürkheimer Genremalers und Waisenhausvaters Valentin Dirion (1867-1954). Die Künstlerin kreierte einen zauberhaft-duftigen Mandelstrauß als Symbol des frühen Frühlings an der Weinstraße und malte nach Fotovorlagen Wahrzeichen der Stadt in unglaublicher Farb- und Detailtreue.

 

Neben der Freude an der besonderen Musikgestaltung mit diesem Instrument kann ich mich auch immer wieder am gelungenen Anblick der Orgel ergötzen. Auf der Seite “Drehorgeln” finden Sie nähere Beschreibungen und Abbildungen meiner Instrumente.

 

 

Meine Freude an der Drehorgelmusik war immer wieder durch mangelhafte Arrangements der Notenlochbänder getrübt. Schon früh begann ich, die gekauften Bänder nachzubearbeiten und damit meinem Musikempfinden anzupassen. Seit einigen Jahren habe ich mich - soweit es meine Freizeit zulässt - auch dem Arrangement von Lochbändern für meine 20/4er Orgel verschrieben. Näheres dazu unter der Seite “Repertoire”!

 

 

Schon im Sommer 1995 war ich maßgeblich an der Gründung einer Interessengemeinschaft von Pfälzer Drehorgelfreunden, dem “Pfälzer Drehorgel-Stammtisch” beteiligt. Die Gruppe existiert noch heute, trifft sich einmal im Monat und pflegt mit Konzerten und gemeinsamen Auftritten Gemeinschaft und somit auch das Kulturgut Drehorgel im pfälzischen Raum. Der Stammtisch kennt keine Bewertung der sozialen Herkunft der Mitglieder. Hier wird weder ein Orgelsteuersystem bevorzugt noch abgelehnt.

 

 

Seit über einem Jahrzehnt bin ich Mitglied im “Club Deutscher Drehorgelfreunde e.V.” (siehe auch Link-Seite!)

An dieser Vereinigung gefällt mir besonders, dass sie offen ist für alle echten Drehorgel-Kolleginnen und -Kollegen und keinen Unterschied zwischen Besitzern von Walzen-, Lochband- oder Microchipgesteuerten Instrumenten macht. Als Minderheit unter den Musikanten können wir uns meiner Meinung nach keine internen Diskriminierungen leisten. Und das meine ich, obwohl ich selbst für mich bewußt das Lochbandsystem gewählt habe.

 

Diese Wahl habe ich aus verschiedenen Gründen getroffen. Zum einen finde ist es schön, dem Publikum die Musik auch zu “zeigen” (Blick in den Spieltisch). Und zum anderen sind Lochbänder leicht veränderbar, die Musik lässt sich beim Spiel “mitlesen” und dadurch ist eine Interpretieren der Musik durch Einflußnahme auf die Drehgeschwindigkeit, die Registrierung und die Dynamik wesentlich leichter zu bewerkstelligen.